Weinbau im Klimawandel
Weinbau im Klimawandel – Flexibilität als Schlüssel zur Zukunft
Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau standen im Mittelpunkt eines eindrucksvollen Vortragsabends der Ortenauer Weinbruderschaft in der Winzergenossenschaft Durbach. Zu Gast war Professor Hans Reiner Schultz, Präsident der Hochschule Geisenheim und renommierter Klima- und Rebenforscher. Vor den Mitgliedern der Weinbruderschaft, lokalen Winzern und Weinbauexperten zeigte Schultz auf, wie sich der Weinbau bereits heute an neue klimatische Bedingungen anpassen muss – und welche Herausforderungen noch bevorstehen.
Klimawandel längst Realität im Weinberg
„Es gibt kein Patentrezept“, stellte Schultz klar. Vielmehr sei größte Flexibilität gefragt. Wetterextreme wie Dürre, Starkregen und steigende Temperaturen verlangen den Winzern zunehmend strategisches Geschick ab. Reben auf 300 oder 500 Höhenmetern könnten in Zukunft normal werden – auch wenn die praktikable Nutzung höherer Lagen etwa am Brandenkopf oder auf der Moos kontrovers diskutiert wurde.
Neue Herausforderungen – und Chancen
Steillagen geraten durch Erosion infolge extremer Regenfälle unter Druck. Maßnahmen wie Querterrassierung seien zwar hilfreich, jedoch kostenintensiv und mit Ertragsverlusten verbunden. Auch die Wasserversorgung stellt eine wachsende Herausforderung dar, besonders in regenarmen Sommern.
Zugleich gibt es auch positive Entwicklungen: Rebsorten wie Chardonnay und Cabernet Sauvignon zeigen sich robuster gegenüber Trockenheit. Auch pilzwiderstandsfähige Sorten (Piwis) gewinnen an Qualität und Bedeutung – etwa solche mit burgunder- oder rieslingähnlichem Profil. Die Forschung arbeite intensiv an neuen, trockenresistenten Sorten.
Der Weinbau wird sich verändern – aber er bleibt
Trotz aller Herausforderungen zeigte sich Schultz zuversichtlich: „Der Weinbau wird in 2050 anders aussehen – aber es wird ihn geben.“ Auch in Regionen, in denen früher kein Weinbau denkbar war, wie in Teilen Skandinaviens, wachsen inzwischen Reben. Anpassung sei möglich – auch in der Ortenau, wo traditionsreiche Sorten wie Riesling und Burgunder mit Bedacht weitergeführt werden können.
Fazit
Der Vortrag machte deutlich: Der Klimawandel verlangt den Winzern viel ab, bietet aber auch Chancen zur Weiterentwicklung. Die Ortenauer Weinbruderschaft bedankt sich bei Professor Schultz für die aufschlussreichen Einblicke und den offenen Austausch. Der Weinbau steht vor einem Wandel – doch mit Wissen, Mut zur Innovation und regionaler Identität bleibt er eine starke Säule der Ortenau.
