Geologie und Wein

Geologie und Wein

Kann man den Boden im Wein schmecken? Zu diesem interessanten Thema versammelten sich die Ortenauer Weingeschwister am 10.09.2025 bei Gastgeber Edeka Südwest in Offenburg.

Ordensmeister Thomas Laubenstein konnte im voll besetzten Ortenauer Weinkeller neben Gastgeber und Edeka-Vorstand Klaus Fickert auch den Referenten des Abends, Ralf Brudy begrüßen. Von Seiten der Weingeschwister führte Astrid Heß, assistiert von Ordens-Kellermeister Frank Palmer sowie Christian Danner durchs Programm.

Klaus Fickert blickte kurz auf die erfolgreichen, vergangenen Veranstaltungen zurück, ehe er sich mit den derzeit teils hochdramatischen Marktsituationen für Winzer und Vermarkter beschäftigte. Die Keller seien noch voll, die Nachfrage teils dramatisch eingebrochen. Die Preise für Offenweine lägen derzeit auf dem Preisniveau von Südeuropa. Der Gesamtmarkt weise ein Minus von 6 % aus, bei gleichzeitigem Wachstum des unteren Preissegmentes von unter 4 € pro Flasche von 12%. Die Edeka biete ein reichhaltiges Sortiment für alle Kundenbedürfnisse an und gewinne in diesem schwierigen Markt sogar Marktanteile hinzu. Ende August lägen noch 3 Mio Liter Wein in den Kellern der Edeka, was bei einer Gesamtkapazität von 10 Mio Litern ein sehr guter Wert sei. Man fühle sich gut für die Herausforderungen der nächsten Jahre gerüstet.

Die aktuelle Lese habe aufgrund des heftigen Niederschlages der vergangenen Wochen bereits am 02.09.25 und früher als eigentlich geplant, beginnen müssen. Eile sei geboten, um die sehr guten Qualitäten des Jahrgangs 2025 bei ausreichender Menge, qualitativ hochwertig, bei moderaten Alkoholgehalten, in die Keller bekommen zu können. Bis Ende September sollte der meiste Wein bereits eingefahren sein.  

Der Referent des Abends, Diplom-Geologe Ralf Brudy aus Haslach vereint umfangreiches Expertenwissen aus den Fachbereichen Geologie, Biologie und Vinologie.

„Wie beeinflussen unsere Böden und die geologische Vergangenheit das Aroma eines Weines?“ Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, nahm Brudy die staunenden Zuschauer mit auf eine Reise durch die Erdgeschichte.

Beginnend vor 350 Mio Jahren, als sich im Urkontinent Pangea der Schwarzwald zum ersten Mal als sogenanntes Faltengebirge bis auf Himalaya-Größe erhob. Er lag auf Äquatorebene mit einer reichhaltigen und üppigen Flora, die uns nach deren Absterben viele organischen Schichten im Boden bescherte.

Nach 100 Mio Jahren war dieser erste Schwarzwald durch Erosion abgetragen, was aus dieser Zeit blieb, war Gneis und Granit. Aus dem darauf folgenden Zeitalter des Trias vor 150-50 Mio Jahren, bleiben uns neben den Dinosaurier-Fossilien, auch noch Sedimentgesteine wie Muschelkalk aus den ehemaligen Meeren, ebenso wie Sand, Ton- und Kalkgesteine.

Vor 65 Mio Jahren begann sich schließlich die Afrikanische unter die Europäische Kontinentalplatte zu schieben was durch die tektonischen Verwerfungen neben den Alpen, auch den Oberrheingraben und den Kaiserstuhl entstehen lies. Aus dieser Zeit sind uns neben weiteren Sedimentgesteinen auch der Lös erhalten.

Neben der mineralischen Beschaffenheit der Böden, wirken sich neben vielen anderen Faktoren natürlich auch das Terroir aus (Mikro-) Klima, Lage, Wasserverfügbarkeit, Halt und Ausrichtung auf die Beschaffenheit eines Weines aus.

Astrid Heß und Frank Palmer gredenzten Weine, teils vom Ortenauer Weinkeller, teils von privaten Winzern, die das gesamte Spektrum der unterschiedlichen Böden in der Ortenau und dem Breisgau repräsentierten.

Vom Auxerrois auf Kenzinger oder Schmieheimer Löss, über Berghauptener und Zell-Weierbacher Rieslinge auf Gneis- und Granitverwitterungsböden, Grauburgunder  auf Kaiserstühler Vulkanverwitterung bis hin zu Schutterlindenberger Spätburgunder auf Lehm-Löss oder Affentaler Spätburgunder auf Porphy Verwitterungsgestein. Es gelang den beiden, die vielfältigen Böden unserer Heimat ins Glas zu bekommen.

Astrid Heß betonte jedoch, dass ein Nachweis bestimmter Böden im Labor analytisch nicht nachweisbar sei. Dies konnte aber den intensiven und anregenden Diskussionen der Verkoster keinen Abbruch tun. Ein Großteil der Weingeschwister war sich dann aber auch einig, dass die Beschaffenheit des Bodens neben vielen anderen Faktoren wohl Teil des Weincharakters sei. Um es aber in einem Wein gezielt herausschmecken zu können, seien die Geschmacksknospen der meisten Weingeschwister wohl doch nicht ausreichend sensibel beschaffen.

Begleitet wurde die Verkostung durch ein reichhaltiges, von der Edeka gestiftetes Buffet. Der Erlös der Veranstaltung soll einem wohltätigen sozialen Zweck in der Ortenau zugute kommen.

Mit Weinpräsenten bedankte sich Thomas Laubenstein bei den Vortragenden und dem Gastgeber und schloss einen sehr informativen und unterhaltsamen Abend.